28.05.2024

Reisen mit Hunden – So bleiben Tiere unterwegs gesund

Wenn Hunde reisen ist Umsicht gefragt. Nicht nur der sichere und tierfreundliche Transport ist wichtig. Wer mit Bello reist, sollte auch gegen fiese Erreger vorbeugen.

Die Anreise ist geschafft, im Ferienhaus fühlen sich alle zwei- und vierbeinigen Gäste wohl, der Urlaub kann beginnen. Doch je nach Reiseziel ist Vorsicht angebracht.

Topfit in den Urlaub, krank nach Hause

Familie Wagner etwa war mit ihrem Terriermix Rüden Kurti in den Herbstferien am Balaton in Ungarn. Kurti, ein wirklich aktiver Hund bekam im Spätherbst Husten, der nicht weichen wollte. Er war weniger belastbar, bekam schwer Luft. Die Ärztin der Tierklinik fragte sofort, ob der Hund im Ausland gewesen sei. Bei „Ungarn“ schrillten Alarmglocken. Untersuchungen ergaben die schockierende Diagnose: Herzwürmer. Kurti wurde unter anderem antibiotisch behandelt, jede körperliche Belastung musste er unterlassen. Kurti bekommt nun eine Nierendiät und seine Lebenserwartung ist nicht die beste…Frauchen ist verzweifelt!

Krankheitserreger aus subtropischen Gebieten wandern nach Norden

„Längst machen sich fiese Erreger auch in den Alpenländern und in Deutschland breit, die man „irgendwo“ im Süden verortet hat. Immer noch sind Tierbesitzer blauäugig“, wundert sich Kleintierärztin Dr. Dagmar Moder aus dem oberbayerischen Steingaden. „Da handelt man sich womöglich eine lebensbedrohende und lebenslange Krankheit ein wie die Leishmaniose.“

Gegen Leishmaniose helfen keine herkömmlichen Tabletten

Leishmaniose ist eine parasitäre Infektionskrankheit, übertragen durch Sand- bzw. Schmetterlingsmücken. Diese tückische Erkrankung wandert stetig nordwärts. Mehr als die Hälfte der infizierten Hunde bleibt aber ohne Symptome. Längst sind Fälle dokumentiert, bei denen Leishmaniose bei Hunden diagnostiziert wurde, die Deutschland nie verlassen. Aktuellen Schätzungen zufolge befinden sich rund 100.000 Leishmaniose-positive Hunde in Deutschland.

„Viele Tierbesitzer verwenden Tabletten gegen Zecken und Flöhe. Diese Tabletten haben aber keine Abwehr-Wirkung, das heißt die Blutsauger saugen sich an, fallen ab, können aber schon etwas übertragen haben. Spot-Ons (flüssige Arzneimittel, die auf die Haut des Tieres aufgetragen werden) und Halsbänder sind die Mittel der Wahl. Und bei allem Verständnis für die Angst vor der Chemiekeule, nur pyrethroidhaltige Spot-Ons geben zuverlässigen Schutz, alle Versuche mit Schwarzkümmelöl, Knoblauchzehen oder Aufbringen von Fetten und Ölen bringen nichts. Man setzt sein Tier (mutwillig) lebenslangem Leiden aus!“, sagt Moder mit Nachdruck.

Risikogebiete meiden oder für Schutz sorgen

„Aber keine Prophylaxe bietet hundertprozentigen Schutz, daher braucht es immer auch eine Verhaltensprophylaxe. Man sollte mit Hund Reisen in Risikogebiete vermeiden.

Wenn´s doch sein muss: Sandmücken sind mindestens von April bis November von der Abend- bis zur Morgendämmerung aktiv. Ergo sollten Hunde dann im Haus bleiben. Wichtig sind Fliegengitter, die aber extrem engmaschig sein müssen, Sandmücken sind winzig. Sandmücken scheuen Wind und bleiben bodennah, eine Wohnung im zweiten Stock oder Dachgeschoss hilft ebenfalls.“ 

Erste Informationen gibt es hier:

Reisekrank?

Der Hund ist lustlos, müde und gähnt häufig oder wird besonders unruhig, speichelt stark und erbricht. Dies sind die klassischen Anzeichen einer Reisekrankheit. Auslöser hierfür können die Bewegung des Autos oder die Angst vor dem ungewohnten Fahrgeräusch sein.

  • Aber auch ein "fahrtüchtiges Tier" neigt zum Erbrechen, wenn es gerade zuvor gefressen hat. Nüchternheit ist vorteilhaft für Mensch und Tier bzw. ein kleiner leichter Snack.
  • Zuvor zum Tierarzt, der ein geeignetes Arzneimittel kennt – gerne auch pflanzliche oder homöopathische Substanzen. Bitte keine Selbstversuche durch Internetrecherche und Foren. Der Tierarzt oder Heilpraktiker kennt das Tier! Rescuetropfen helfen für Besitzer und Tier. Oftmals macht der angespannte Besitzer nämlich seinen Hund nervös!
  • Bei Reisen verdrücken Hunde den Stuhl oft stundenlang und haben noch Tage danach Verdauungsprobleme. Ein Mikroklist kann da helfen, das ist auch absolut einfach in der Anwendung. Das Tier kotet dann sofort.

 

Reisekrankheiten im Überblick

 

Leishmaniose

  • Überträger: Sandmücken 
  • Symptome: Hautveränderungen, kahle Stellen, nicht juckende Hautentzündungen um die Augen, an Ohrrändern und Nase; später: Lymphknotenschwellungen, Niereninsuffizienz und -versagen
  • Prävention: Die rechtzeitig durchgeführte Impfung (mind. vier Wochen vor der Reise) senkt das Risiko der Erkrankung, schützt den Hund aber nicht zu 100 Prozent. Optimal ist daher eine Kombination aus Impfung und einem speziellen Mückenschutz. Für und Wider einer Impfung mit dem Tierarzt abwägen.
  • Behandlung: Leishmaniose ist nicht heilbar, man kann dem Hund das Leben erleichtern, er kann noch schöne Jahre haben.

 

Babesiose

  • Überträger: Zecken (Auwaldzecke)
  • Symptome: Anämie, Fieber, blutiger Urin, Blutungsneigung
  • Prävention:  Zeckenschutz. Impfstoffe gegen die Babesiose verhindern nicht, dass sich ein Hund mit dem Babesia-Erreger ansteckt, sondern bewirken nur, dass er weniger schwer erkrankt
  • Behandlung: Babesiose ist behandelbar und heilbar.

 

Ehrlichiose

  • Überträger: Zecken (Braune Hundezecke)
  • Symptome: Schwäche, Nasenbluten, eitriger Nasenausfluss, Blutungsneigung, Gelenkbeschwerden
  • Behandlung: Die Therapie erfolgt durch Antibiotika, eine unbehandelte Ehrlichiose kann wegen der schleichenden Blutungsneigung zum Tod des Tieres führen, behandelt ist sie zu kurieren.

 

Rickettsiose

  • Überträger: Zecken
  • Symptome: Einblutungen wie auch bei der Ehrlichiose, Entzündungen der Lymphknoten, Hautauffälligkeiten
  • Behandlung: Breitband-Antibiotikum, man kann Rickettsien gut behandeln.  

 

Anaplasmose

  • Überträger: Zecken (Holzbock)
  • Symptome: Abgeschlagenheit, Fieber, Fressunlust, Muskelverhärtungen, Polyarthritis
  • Behandlung: mit Antibiotika heilbar

 

Dirofilariose, Herzwurmerkrankung  

  • Überträger: Stechmücke
  • Symptome: etwa 6 Monate nach Infektion entwickelt sich eine Überlastung und Erweiterung der rechten Herzseite mit Atemnot, Husten, Ödemen
  • Behandlung: Leider führt die Erkrankung oft zum Tode, der Tierarzt kann Symptome lindern.

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