03.01.2025

Wintercamping – Kälteschutz bei Wohnmobilen

Nicht jedes Wohnmobil eignet sich für einen Urlaub in Schnee und Eis. Selbst das Prädikat „wintertauglich“ kann bei eisigen Temperaturen die Freude am Fahrzeug vermiesen.

Trotz der kleinen Delle bei den Reisemobil-Verkaufszahlen – Urlaub mit dem Wohnmobil liegt weiter voll im Trend. Und angesichts der aktuellen Preisentwicklung von Skipässen und Hotelzimmern überlegt mancher Käufer eines Wohnmobils, sich vielleicht gleich ein wintertaugliches Gefährt zuzulegen. Doch was bedeutet wintertauglich?

Eigene Wintercamping-Bedürfnisse klären

Vor dem Kauf sollte man sich erst einmal überlegen, ob und wie man sein künftiges Wohn- oder Campingmobil im Winter nutzen will. Denn die unterschiedlichen Aufbauarten haben im Winter Vor- und Nachteile. Was Kältebrücken angeht, sind vollintegrierte Modelle den teilintegrierten überlegen, erklärt Jens Döring, Produktmanager von Hymer. Einfach schon deshalb, weil die Wohnmobilhersteller ihre eigenen Aufbauten nach eigenen Vorstellungen dämmen können.

Teilintegrierte Modelle lassen sich schlechter dämmen

Der schwäbische Wohnmobilhersteller etwa entwickelte bereits in den 1980er einen eigenen Dammstoff. Dieser PU-Schaum füllt den Bereich zwischen Aluminium-Innen- und -Außenhaut aus. „Die drei- bis vier Zentimeter starke Wärmedämmung entspricht dem Isolierwert einer fast 70 Zentimeter dicken Ziegelwand“, sagt Döring.

Bei dem von den Fahrzeugherstellern zusammen mit dem Chassis gelieferten Fahrerhaus sind den Ingenieuren dagegen Grenzen gesetzt. Und auch die Qualität der Verglasung kann je nach Marke durchaus abweichen. So lassen sich die Türen beispielsweise noch etwas nachdämmen oder zusätzliche Kanäle für die Warmluft verlegen. Aber am Ende werde die Kabine eines teilintegrierten Wohnmobils niemals so kuschelig warm wie der Wohnbereich, sagt Camper-Profi Döring. Aber ein Isoliervorhang am Fahrerhaus oder von außen an den Scheiben angebrachte Wärmematten können zumindest für angenehmere Temperaturen sorgen.

Drei Stufen der Wintereignung

Grundsätzlich wird die Wintereignung eines Reisemobils in drei Stufen gemessen.

  • Stufe 1: Fahrzeuge ohne Standheizung und spezielle Isolierung
  • Stufe 2: Diese Reisemobile sind wintertauglich und damit für Temperaturen bis Null Grad ausgelegt. Darunter fallen in der Regel auch alle Camperbusse mit Aufstelldächern wie der VW California oder der Marco Polo von Mercedes. Viel Blech als Außenhaut sowie die dünne Haut des Dachs schützen eben kaum vor Kälte. Da lassen sich eisige Nächte nur mit ununterbrochen laufender Standheizung und mollig warmem Schlafsack überstehen.
  • Stufe 3: Winterfeste Reisemobile dagegen sind für eiskalte Tage mit bis minus 15 Grad ausgelegt und auch entsprechend ausgewiesen. Für dieses Zertifikat müssen sie in der Kältekammer ganz spezielle Tests durchlaufen. Einen Aufwand, den sich etliche Hersteller scheuen. Dabei untersuchen die Ingenieure, wie sich die Wärme verteilt und wo sich Kältebrücken entwickeln.

Auch die Wassserversorgung muss vor Kälte geschützt werden

Und auch das Wassermanagement an Bord haben die Ingenieure dabei im Blick. Denn nichts ist schlimmer als eine geplatzte Wasserleitung oder eine eingefrorener Abwassertank. Um den Test zu bestehen, muss sich ein über mindestens zehn Stunden auf minus 15 Grad durchgekühltes Fahrzeug innerhalb von vier Stunden in der Mitte des Innenraums auf 20 Grad aufheizen. Dabei darf sich die Temperatur an fünf weiteren Messpunkten um maximal sieben Grad unterscheiden. Parallel werden die Tanks befüllt. Nach einer Stunde wird geprüft, ob Leistungen und Wasserhähne funktionsfähig sind und das Wasser frei fließt.

Unterschiedliche Standheizungssysteme

Das funktioniert natürlich nur mit der entsprechenden Standheizung. Einfache Gas- oder Dieselheizungen blasen nur warme Luft in den Innenraum, während aufwendigere und stärkere Systeme auch warmes Wasser in einen Kreislauf schicken und so entfernte Bereiche erreichen. „Bei unseren Premium-Baureihen liegen die Tanks innerhalb des Chassis in einem durch Warmwasserleitungen erwärmten Bereich“ sagt Döring. Bei anderen Modellen werden unterhalb des Fahrgestells isolierte Wannen für die Tanks montiert.

Vor dem Kauf gut informieren

Wer sich vorher informiert und das passende Fahrzeug wählt, erspart sich im Zweifel viel Ärger und hat vor allem auch an kalten Spaß im Wohnmobil. Den idealen Überblick bieten Messen wie beispielsweise die CMT in Stuttgart im Januar. Dort steht auch das eine oder andere Ausstellungsfahrzeug im Freien, ideal für einen Probelauf der Heizung.

Tipps fürs Wintercampen

•    Vor der Tour: Heizung und Gasanlage prüfen. Vor allem bei Gasheizungen sicherheitshalber Ersatzflasche einpacken.
•    Bei langen Standzeiten Wasser ablassen, damit Tank oder Leitungen nicht einfrieren.
•    Bleibt das Wohnmobil an eisigen Tagen mehrere Stunden unbenutzt stehen, die Standheizung trotzdem auf niedriger Stufe laufen lassen.
•    Wird eine Dieselheizung nur für kurze Zeit eingeschaltet, besteht Gefahr, dass sie verrußt. Es ist besser, länger und eventuell mit niedriger Temperatur heizen.
•    Ein sogenanntes Elasi-Ventil schützt vor platzenden Leitungen und eingefrorenem Gasregler. Erkennt es Frost, öffnet es und lässt beispielsweise das Wasser aus dem Boiler ab.
•    Auslässe unterm Fahrzeug regelmäßig prüfen und gegebenenfalls enteisen.
•    Wird der Camper sehr häufig im Winter eingesetzt, lohnt sich eine Warmwasserheizung.
•    Auch an kalten Tagen morgens gut lüften, um Feuchtigkeit aus dem Fahrzeug zu bekommen. Das gilt auch für Matratzen und Decken.
•    Vorzelt oder wenigstens Markise nutzen. Dort feuchte Schuhe und Kleidung lagern.

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